Das Thema Organspende beschäftigt wieder mehr Menschen als nach dem Transplantationsskandal von 2012. Das zeigte sich auch bei einer SPD-Podiumsdiskussion in Altmannshof. Die Besucher interessierte vor allem die ärztliche Feststellung von Hirntod - Voraussetzung für eine Organentnahme.
Der Transplantationsskandal vor vier Jahren ließ die Spenderzahl zunächst zurückgehen: Daran erinnerte Dr. Josef Kastner, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin und Ärztlicher Leiter der Intensivstation am St.-Anna-Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg. Inzwischen sei wieder ein leichter Anstieg festzustellen. Kastner erklärte die rechtlichen Vorgaben für die Organentnahme. Demnach muss eine Einwilligung des potenziellen Spenders vorliegen, und der Hirntod zweifelsfrei nach den Richtlinien der Bundesärztekammer diagnostiziert sein. Die Bereitschaft, im Todesfall ein Organ zu spenden, kann nicht nur durch einen Spendeausweis, sondern auch durch eine Patientenverfügung dokumentiert werden. Auf alle Fälle sollten die Angehörigen zu Lebzeiten darüber informiert werden.
Das Thema Hirntod ist laut Kastner und auch aus der Sicht der Theologen für den Angehörigen eine sehr sensible und emotionale Angelegenheit. Der Hirntod sei definiert als Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Groß- und Kleinhirns sowie des Hirnstamms. Das heißt: Alle Funktionen sind unwiederbringlich erloschen. Den Hirntod müssen nach Gesetzeslage zwei an der Organentnahme und an der Transplantation nicht beteiligte Fachärzte unabhängig voneinander feststellen.
SPD-Ortsvorsitzendem Roger Hoffmann war es gelungen, für die Diskussionsrunde einen Spender und einen Empfänger zu gewinnen. Konrad Scharl, der 2013 Knochenmark gespendet hat, bat eindringlich darum, sich typisieren zu lassen:. "Man kann seine Zusage immer noch zurückziehen, weiß aber, dass jemand auf die Spende wartet." Bevor es dazu kommt, "gibt es eine eingehende Untersuchung, damit der Spender nicht gefährdet wird", ergänzte Dr. Rüger. Nach einer Krebserkrankung 2003 hatte Willibald Wiesnet das große Glück, dass man vor acht Jahren einen Stammzellenspender für ihn fand. Gesundheitlich geht es ihm nach eigenen Worten sehr gut: Er sei dem Spender sehr dankbar. Hintergrund
Knapp 1500 Bayern warten laut Stiftung Eurotransplant derzeit auf eine Organspende, die meisten - 1108 Menschen - auf eine Niere. 144 Patienten benötigen eine neue Leber, 121 ein Herz, 60 eine Lunge und 30 eine Bauchspeicheldrüse. Der SPD-Ortsverein Poppenricht/Traßlberg warb nun dafür, eine Entscheidung fürs Leben zu treffen. Vertreter der christlichen Kirchen unterstützen die Bereitschaft zur Organspende. Im ersten Halbjahr 2016 wurden in Bayern 298 Organe transplantiert. In Deutschland stehen mehr als 10 000 Menschen bei Eurotransplant auf der Warteliste, wie der Moderator des Abends, Dr. Armin Rüger, sagte.
80 Prozent der Bundesbürger stünden einer Organspende positiv gegenüber. Jeder Dritte besitze einen Organspendeausweis. Seit 1963 wurden in Deutschland 125 233 Organe transplantiert. Statistisch gesehen kamen 2015 nur 10,8 Spender auf 1 000 000 Einwohner. (usc) Ein Akt der Nächstenliebe