Bayerische SPD-Chefin gratuliert zum 100.

Christian Lingl

23. September 2019

Spätestens seit den Romanen von Jonas Jonasson wissen wir, dass 100-Jährige noch durchweg agil sein können. Und, dass sie viel zu erzählen haben sowieso. Die Traßlberg-Poppenrichter SPD feiert heuer ihren 100. Geburtstag. Zur Begehung ihres Jubiläums haben die Sozialdemokraten ins Gasthaus Kopf nach Altmannshof eingeladen. Wie es bei diesen seltenen runden Geburtstagen üblich ist, finden sich auch Ehrengäste ein, um der Veranstaltung den notwendigen, würdigen Rahmen zu verleihen. Wer, wenn nicht die Vorsitzende der bayerischen SPD, Natascha Kohnen, selbst könnte als Laudator für dieses Ereignis besser geeignet sein? Aus Bergen bei Traunstein.

Bürgermeister und SPD-Ortsvereinsvorsitzender Roger Hoffmann ließ in seiner Begrüßung zunächst die Geschichte des Ortsvereins Traßlberg noch einmal aufleben, dessen Gründung auf das Wirken einiger Bergarbeiter aus dem oberbayerischen Ort Bergen bei Traunstein zurückzuführen ist. Diese ließen sich Anfang vergangenen Jahrhunderts zum Aufbau der Luitpoldhütte hier nieder. Die eigentliche Gründung des Ortsvereins Traßlberg erfolgte nach dem ersten Weltkrieg im Jahr 1919 durch Johann Winter. 1967 dann Alfons Graf und Alois Lobenhofer einen Ortsverein in Poppenricht aus der Taufe. Graf, langjähriger Konzernbetriebsratsvorsitzender von Siemens, wurde 1969 mit der Zusammenlegung der beiden Ortsvereine der erste Vorsitzende des Vereins nach der Fusion. Auch er erinnerte an die Geschichte der Sozialdemokratie im Ort. So habe die SPD über viele Jahre den Bürgermeister der Gemeinde gestellt. "Roger, Du bist ein guter Bürgermeister, aber an den Birner Andreas", so Graf, "kommst Du nicht heran", schob aber mit einem Augenzwinkern ein "noch" an den neuen Mandatsträger hinterher

Als danach SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen ans Rednerpult trat, war es mucksmäuschenstill im vollbesetzten Saal des Gasthauses. In ihrer Ansprache ging Kohnen natürlich auf den eigentlichen Anlass ein, das Jubiläum des Ortsvereins. Sie spannte dabei auch den Bogen von der Geschichte der Partei hin zu heutigen Ereignissen. Zu neuen Rechten Aufgrund deren Aktualität mahnte Kohnen den Umgang mit den neuen Rechten an, sei es in Deutschland aber auch international. "Wie gehen wir als Sozialdemokraten mit dem Rechtsruck um?", fragte sie in Erinnerung daran, dass viele Sozialdemokraten die Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern verbringen mussten. Aber auch selbstkritische Worte fanden den Weg ins Publikum. Das schlechte Abschneiden bei den Landtagswahlen war ebenso Thema, wie Fehlentwicklungen in der Sozialpolitik. Als Beispiel führte Kohnen die Hartz-Reformen in den Neunzigern an. Dabei hinterfragte sich die Landtagsspitzenkandidatin auch selbst. So wurde ihr während und nach dem Wahlkampf häufig bescheinigt, dass man sie ganz sympathisch fände, aber die Politik der SPD nicht glaubhaft sei. Dies müsse sich wieder ändern: "Die Partei muss ein klares Profil zeigen." Mit der Aufforderung zu mehr Mut, auch in Anbetracht der anstehenden Kommunalwahlen, bedankte sich die Rednerin und gratulierte dem Ortsverein zu seinem Jubiläum.

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